Küken

Die Feder als Helfer für die richtige Verpaarung

Text und Fotos: Erich Schmidt und Iris Fonk, Köln

Ein sehr wichtiger und oftmals unterschätzter Aspekt bei der Zusammensetzung der Zuchtpaare ist die Gefiederstruktur. Die Gefiederstruktur wird am besten durch Betrachten des Kopf-, Rücken- und Flankengefieders beurteilt. Natürlich kann man die Federstruktur auch "erfühlen", der visuelle Eindruck ist aber objektiver zu bewerten und lässt sich vor allen Dingen auch nachvollziehbarer beschreiben.

Beim wilden Kanariengirlitz gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gefiederausfärbung. Der Hahn zeigt eine höhere Farbintensität als die Henne. Durch die Zucht und Selektion in menschlicher Obhut wurde dieses Merkmal aufgehoben. Dadurch wurde es möglich, dass sowohl Hahn als auch die Henne intensiv oder schimmel sein können.

Viele Züchter haben Probleme das Gefieder, und damit die Qualität ihrer Vögel richtig zu beurteilen. Hier kann eine etwas erweiterte Betrachtungsweise des Intensivfaktors (Intensiv-/Schimmelvogel) weiterhelfen.

Die Feder wird nicht nur nach Farbintensität und Länge beurteilt, sondern auch die folgenden Aspekte finden bei der Beurteilung Berücksichtigung:

  • schmal/breit
  • fein/grob
  • hart/weich
  • Konsistenz
  • flächenhafte Vergrößerung der Federfahne und Dunen
  • Anzahl und Dichte der Häkchenleisten
  • Einlagerung der Fettfarbe

Allgemein gibt es zwei gut unterscheidbare Arten von Federn. Einmal breit, weich mit einer rundlichen Form - zum anderen schmal, hart und oval/spitz zulaufend. Neben diesen Merkmalen unterscheiden sich Federn außerdem in der Stärke des Federkiels, der Anzahl der Federstrahlen, der Anzahl der Häkchenleisten und der Stärke der Farbtiefe. Hierbei kann das Erscheinungsbild der Feder geschlossen oder offen sein. Die Federfahne ist der Teil der Feder, die für uns das Erscheinungsbild ausmacht. Ist diese größer, ist auch das farbliche Erscheinungsbild des Vogels besser, also das was gesehen und bewertet wird.

Abbildung: Federaufbau

(1) Abbildung: Federaufbau

Abb. 1
a ist der Dunenteil der Feder
b ist die Federfahne
c ist der Federkiel

Während im Dunenteil der Feder die Bogenstrahlen und Hakenstrahlen ungeordnet erscheinen, sind sie im Bereich der Federfahne regelmäßiger angeordnet. Im mittleren Bereich der Federfahne überlappen die Bogen- und Hakenstrahlen, im oberen Bereich der Federfahne kann die Überlappung verloren gehen.

Mikroskop-Aufnahmen

(2) Mikroskop-Aufnahmen

Kategorien bei "intensiven" Federn:
1. schmale Feder - hart (grob) - starke Fettfarbausdehnung
2. schmale Feder - weich (fein) - schwächere Fettfarbausdehnung
3. breite Feder - weich (fein) - schwächere Fettfarbausdehnung
4. breite Feder - hart (grob) - starke Fettfarbausdehnung

Kategorien bei "nicht-intensiven" Federn:
1. schmale Feder - hart (grob) - starke Fettfarbausdehnung
2. schmale Feder - weich (fein) - schwächere Fettfarbausdehnung
3. breite Feder - weich (fein) - schwächere Fettfarbausdehnung
4. breite Feder - hart (grob) - starke Fettfarbausdehnung

Normalerweise würde man eine schmale Feder in die Farbkategorie der "intensiven" und eine breite Feder in die der "nicht-intensiven" einordnen. Diese Einteilung passt aber nicht in allen Fällen.

Es gibt Vögel, die als "nicht-intensiv" erscheinen, aber bei der Betrachtung der Feder zeigen sie eine für "intensive" Vögel typische Feder, schmal und geschlossen. Ebenso gibt es Vögel, die "intensiv" erscheinen, sich aber durch die Feder als "nicht-intensiv" darstellen, also eher rundlich mit offener Federfahne. Eine gute "intensive" Feder sollte schmal sein, einen dichten und geschlossenen Dunenteil haben. Mindestens 50% der Feder sollte die Federfahne ausmachen, verbunden mit einer harten Struktur.

Die Zusammenstellung der Zuchtpaare nach den o.g, Kriterien ergibt nicht zwangsläufig bestes Gefieder, erhöht aber erheblich die Wahrscheinlichkeit, dass die Jungvögel im Gefieder genau so gut wie oder besser werden als die Elterntiere.

Diese Einteilung ist auf alle Farbkanarien- und Positurvögel anzuwenden. Es ist auch unabhängig vom Alter des Vogels. Die Federstruktur bleibt gleich, nur die Textur (Farbverteilung) ändert sich im Laufe des Lebens. Ein gutes Beispiel ist hier die "Verschilfung" des Gefieders bei den Lizard-Kanarien.

Gute Hilfsmittel zur Bestimmung der Federqualität sind Dia-Rahmen mit beidseitigem Glas und entsprechende Ordnungssysteme. Die nachfolgenden Aufnahmen sind mit diesem Hilfsmittel entstanden und sollen die im Text beschriebenen Aspekte nochmals abschließend detailliert aufzeigen.

Federbeispiele

(3) Federbeispiele

Beispiel 1 zeigt eine schmale Feder, mit langer Federfahne, geschlossenem Dunenteil und geschlossener Federfahne. Weit mehr als die Hälfte der Federlänge fällt auf die Federfahne. (Henne, phaeo/gelb/ivoor)

Beispiel 2 zeigt auch eine Feder mit langer Federfahne und schmalem Aufbau. Dunenteil ist auch hier gut geschlossen. (Henne, phaeo/gelb)

Beispiel 3 zeigt eine Feder mit offenem Dunenteil und offener Federfahne, die knapp die Hälfte der Feder ausmacht. (Henne, braun/gelb, spalt phaeo)

Beispiel 4 zeigt eine Feder mit langer Federfahne und sehr offenem Dunenteil. (Hahn, phaeo/gelb)

Beispiel 5 zeigt eine breite Feder mit kurzer Federfahne und zu weit geöffnetem Dunenteil. (Hahn, weiß/dominant)

An dieser Stelle möchten wir uns bei Heinz Bayer (Kaarst) bedanken. Erst sein Gefieder-Vortrag und seine ausgeteilten Unterlagen anlässlich der WFV-Landesverbandsschau im Dezember 2006 und ein anschließender Besuch bei ihm haben uns dazu gebracht, uns einmal näher mit diesem Thema zu beschäftigen. Eine Tatsache, die uns zukünftig sicherlich so manche Fehlverpaarung im Bezug auf die Gefiederqualität ersparen wird.